Freitag, 7. Dezember 2012

Essen vor und nach der OP (Teil 8)

Was ich oft gefragt wurde ist, wie es sich mit dem Essen verhält... Nagut, dann mal hier ein paar Worte darüber...

In der Vorbereitungsphase zur OP musste ich 12 Wochen lang eine Ernährungsberatung besuchen, in dieser Zeit wurde viel drüber geredet warum die Leute die da in der Gruppe sitzen so aussehen, was bisher falsch gelaufen ist, was in Zukunft anders werden muss und so weiter. Es gab auch einige Termine mit einer Psychologin, wo über den inneren Schweinehund geredet wurde, alles in allem war der Ernährungskurs ziemlich interessant, nichts was man nicht eh schon wusste aber es nun in dieser Phase des Lebens nochmal zu hören, wo man sich auf den wichtigen Schritt der OP vorbereitet hatte dann doch irgendwie eine andere Wirkung. Es wurden Essenspläne geschrieben, unsere Zielvereinbarungen auf Papier gebracht und die Essensregeln besprochen die von nun an gelten sollten und auch wichtig nach der OP waren.


Zielvereinbarung im Ernährungskurs


Wochenplan Essen



Ich stellte von dort an meine Ernährung eigentlich noch nicht so wirklich um, ich versuchte es zwar mich möglichst oft dran zu halten und es gelang mir auch desöfteren mal, meistens hatte ich aber bevor ich was aß immer den Gedanken "bald isses eh vorbei, nutz nochmal deine Gelegenheit und hau dir den Bauch voll", naja das tat ich auch meistens dann :)

Das Trinken war eigentlich auch schon immer ein Problem von mir, ich trank gerne und viel, und eigentlich immer süß. Meistens so Sachen wie Eistee oder Limonaden. Auch wenn Light draufsteht weiss man ja eigentlich selbst, das es nur Quatsch ist und man es besser nicht hätte trinken sollen. In meiner alten Zeit trank ich im Sommer an heissen Tagen über den Tag verteilt oft 5-6 Liter, ich schwitzte viel z.b. auf der Arbeit und holte dann halt den Flüssigkeitsverlust wieder rein mit Apfelschorlen und Co. Oftmals setzte ich die Flasche an den Hals und wenn man sie wieder absetzte waren mal lockerzwischen 0,5 und 1 Liter einer süßen Brause die Speiseröhre runtergegangen. Jetzt wenn ich so darüber schreibe find ich das eigentlich selbst irgendwie abartig :)

Je näher der OP Termin rückte umso schlechter wurde mein Gewissen, wenn ich mal wieder was gegessen hatte was ich eigentlich ja nicht mehr essen sollte, aber die letzten Wochen vor der OP hielt ich mich dann wirklich an die Regeln, auch Eva trat mir da in den Hintern und drängte mich dazu, nicht noch zwischen den Mahlzeiten irgendwelchen Schrott in mich reinzuschaufeln oder den dritten Teller noch in mich reinzuschlingen.

Eines muss ich an dieser Stelle mal wirklich loswerden, meine Frau Eva hat die ganze Zeit seitdem sie mit mir zusammen den Plan für die OP angegangen ist immer zu mir gehalten und mich unterstützt wo sie konnte, das gilt auch besonders bei dem Thema Essen. Sie ist eine sehr gute Köchin und hat Ahnung was Essen betrifft. Sie kocht sehr gut für mich und sehr gesund ! Sie hat sich auch während dieser Zeit sehr viel Wissen über spezielle Ernährung bei Magenbypass angeeignet übers Internet oder diversen Kochbüchern. Es ist ja nicht nur eine Person (ich) für die sich was ändert, sondern sie und unser Sohn machten bei der etwas geänderten Kochweise natürlich auch mit, und dafür mal ein ganz dickes DANKE an euch zwei. <3

Am Anfang, wenn man seine über Jahre angefressenen Angewohnheiten versucht abzulegen, ist die Laune oft im Keller, jedoch ging auch diese Zeit zum Glück vorbei und man gewöhnte sich an immer fettärmere Ernährung und die Umstellung, nur noch Wasser zu trinken anstatt süßer Sachen.

Dann war es soweit, 3 Wochen vor der OP legt ich mit der Eiweißphase los, 3x am Tag einen Shake anstatt der Mahlzeit. Die ersten 2-3 Tage war das nervig aber danach eigentlich sehr gut. Der Shake schmeckte zum Glück sehr neutral und ich mischte mir das Zeug immer in fettarme Milch und trank so 3x am Tag meinen Becher der auch noch satt machte.

Dann ging es los, in diesen 3 Wochen verlor ich bereits fast 20 KG und war bestens auf die OP vorbereitet was die Ernährung anging.


Nach der OP die ersten 2 Tage gab es nur kleine Schlucke Wasser und Tee, dann ging es langsam wieder los mit klarer Brühe. Die erste Brühe nach dieser Zeit schmeckte SUPER ! Ich hätte nie gedacht das eine einfache Brühe so gut sein kann :)

Nachdem ich wieder zu Hause war und die erste Zeit gut rumgegangen ist fing ich langsam an mit anderen Suppen die Eva mir zubereitete oder hin und wieder auch mal eine Tassensuppe von Weight Watchers oder ähnlichem. Das Essen dauerte im schnitt 20-25 Minuten bis ich meine Kaffeetasse Suppe leer hatte und danach war ich auch wirklich sehr gut gesättigt.

Die nächste Zeit drauf probierten wir immer mehr aus was ich vertrage und was nicht, klar achteten wir darauf nicht zu viel zu würzen und allgemein wurde sehr magenschonend gekocht, aber immer auch ein Auge aufs Eiweiß gehalten, denn Eiweiß würde von nun an ein wichtiger Teil meines Lebens sein in der Nahrung. So gab es als Beilage zu Kartoffeln etc. einfach mal Quark, oder auf das Roggenbrot wurde Harzer Käse gelegt, der wirklich eine Eiweiß Bombe ist ! Manchmal ersetzte ich auch eine Mahlzeit einfach durch ein Glas Milch mit Eiweiß Pulver, sodass weiter mein Fett verbrannt werden würde und nicht meine Muskeln sich abbauen würden.

Die Portionsgrößen waren immer noch sehr klein, eine halbe Scheibe Brot mit Harzer Käse, eine kleine Kartoffel mit einem Klecks Quark...

In dieser Zeit des Probierens versuchten wir auch diverse Fische zu verkochen, dazu muss man sagen das ich FISCHHASSER war und auch immer noch bin ! Ich mochte Fisch noch nie und dadran würde sich auch nichts ändern. Bei unserem ersten Versuch holte Eva aus dem Geschäft einen Red Snapper Fisch. Ich muss sagen der war sogar ganz ok, dafür das es Fisch war. Eine Woche später gab es Wels... EKELHAFT ! Das Ding schmeckte so wie ich es in meinem Aquarium in Errinnerung hatte, der liegt da am Boden und saugt die Kacke der anderen Fische in sich rein, wie soll so ein Fisch schon schmecken ?!?! Also Wels wurde gestrichen aus unserem Speiseplan...

Fleisch wie Putenbrust aufs Brot oder magere Putensteaks waren da schon besser und gingen gut zu essen.

Da ich aber während der ersten Zeit nach der OP irgendwie festellen musste das mir Fleisch garnicht fehlt und ich glaubte sehr gut ohne Leben zu können entschied ich mich spontan dazu, Vegetarier zu werden. ich brauchte einfach kein Fleisch um gut zu essen, und bei den kleinen Mengen die ich nur noch davon essen konnte sagte ich mir einfach, lass ich es halt gleich sein. In der Musikszene in der ich unterwegs bin sind eh sehr viele Leute Vegetarisch oder Vegan unterwegs und so unterhielt man sich vorher schon desöfteren darüber und bekam schon vorab viele Infos über Vegane oder Vegetarische Küche.

Eva fand es auch gut das ich das machen wollte, sie hatte eh schon etwas Ahnung von dieser Weise zu kochen und eignete sich auch auf diesem Gebiet noch mehr Wissen durchs Internet und durch Bücher an.

Nun bin ich seit dem also Vegetarier, aus der Hühnerbrühe wurde Gemüsebrühe und aus dem Putenbruststückchen wurde eine andere Beilage. Ich achte seitdem drauf das in meinem Essen kein Fleisch verkocht ist und desöfteren gehe ich auch noch ein Stück weiter und versuche bei manchen Dingen darauf zu achten das diese möglichst keine Tierprodukte enthalten. Veganer bin ich nicht, ich nehme Tierprodukte schon noch zu mir, jedoch hin und wieder gucke ich einfach mal genauer hin bei Inhaltstoffen von Lebensmitteln. In einer Pfanne wo vorher das Schweineschnitzel gebruzzelt ist würde ich z.b. nicht direkt mein Essen zubereiten wollen, da sollte es dann schon getrennt sein, aber anstellen tuh ich mich nun auch deswegen nicht sonderlich.

Auf die Qualität unserer Lebensmittel hat Eva eh schon immer geachtet, früher war mir das egal was ich aß, hauptsache die Menge stimmte und wenns dann noch super geschmeckt hat, umso besser :) Das hat sich nun geändert, mir ist es wichtig das unser Essen qualitativ hochwertig ist, und da bin ich zum Glück in den besten Händen wenn Eva einkaufen geht !

Und weil viele Leute immer gerne fragen... "Dann gehen wir bald mal wieder richtig einen saufen ! Achja, darfst du überhaupt noch Alkohol ?!" Ja ich dürfte, aber NEIN ich will nicht ! Ich war vor der OP schon kein wirklicher Freund von Alkohol. Seit nun rund 2 Jahren habe ich keinen Alkohol mehr zu mir genommen. Nicht weil es mir nicht schmecken würde so einen schönen Cocktail mit Schirmchen zu schlürfen, sondern einfach aus dem Grund das ich meinen Körper nicht auch noch mit Stoffen belasten wollte die nicht sein müssten. Also entschied ich mich irgendwann dann dazu, ich trinke einfach egal bei welcher Situation keinen Alkohol, auch nicht im Sommer beim Grillen ein kleines Bierchen. Bisher bin ich damit sehr gut unterwegs und bereuhe es nicht :) Wenn ich wollte, dürfte ich auch mal wieder ein kleines Bier trinken wurde mir im Krankenhaus gesagt, nur halt langsam trinken. Der Alkohol würde wohl nun schneller wirken und ich wäre schneller betrunken... aber ich denke und hoffe das werde ich wohl nicht rausfinden in nächster Zeit ob dem wirklich so ist, das können andere testen :) XXX


Nungut, zurück zum Essen... Anfangs wurde mir nach manchen Lebensmitteln öfters schlecht und ich musste mich übergeben, im nachhinein glaube ich nun das lag an der nichteinnahme des Magenschoners, das hat sich ja nun zum Glück erledigt :)

Inzwischen probieren wir immer mehr Sachen aus die ich esse, durch das Geschwür kam leider ein kleiner Rückschlag was die Küche angeht, aber inzwischen wird auch schon wieder gut gewürzt, ich esse wodrauf ich Lust habe und was mir schmeckt ! Die Menge ist inzwischen schon etwas mehr geworden, ich schaffe nun schon eine GANZE SCHEIBE BROT ! :D Ich lasse mir dazu immer noch sehr viel Zeit und kaue sehr gut, das ist meiner Meinung nach auch das Geheimnis des Ganzen, gut kauen.

Zum Frühstück gibt es meistens Brot oder Brötchen, mal mit Marmelade, mal mit selbstgemachtem Brotaufstrich, Ei, Käse oder Harzer. Hin und wieder gibt es Quark mit Obst oder ein selbstgemachtes Müsli.

Mittags zur Hauptmahlzeit wird oft variiert, da probieren wir viel aus und wenns schmeckt und gut vertragen wird umso besser.

Abends dann wieder eine Brotzeit oder wenn ich auf der Arbeit oder in der Schule bin nehme ich mir Reiscracker mit, da gibt es echt leckere von ReisFit, Risbellis. Die gibt es in verschiedenen Sorten... Karamell, Vanille, Schokolade, Barbecue und Apfel-Zimt, wobei ich sagen muss das mir die Apfel Dinger nicht so schmecken, aber die Anderen sind super lecker, haben relativ wenig Kalorien und machen satt.





Ein ganz wichtiger Punkt bei alldem ist meiner Meinung nach, man muss glücklich sein mit dem was man ißt ! Wenn man ungern ißt und einem die Sachen nicht schmecken dann macht das keinen Spaß ! Ich freue mich inzwischen schon wieder auf die Mahlzeit wenn es soweit ist. Ich lasse mir zwischen jeder Mahlzeit etwa 5 Stunden Zeit und komme damit super zurecht. Ich esse keine Zwischenmahlzeiten sondern belasse es bei 3 Hauptmahlzeiten. Und wenn man mal etwas sündigt ? Solange man sich dessen bewusst ist das es nicht wieder Normalität wird und es wirklich eine Ausnahme bleibt, warum dann nicht ? Solange man sich dabei gut fühlt und man trotzdem noch weiter abnimmt ist das doch kein Problem, jedoch wenn das mal vorkommt tuhe ich das direkt zu den Mahlzeiten, dann werden die 5 Stunden Pause nicht unterbrochen mit Essen.

Habe ich schon gesündigt ? Klar ! Neulich waren wir in der Stadt unterwegs, seit der OP Plan steht waren wir nicht mehr in Schnellrestaurants essen und da unser Sohn wie fast jedes Kind auch mal gerne einen Burger ißt gingen wir also seit langer Zeit mal wieder zu McDonalds. ich bestellte mir einen Vegetarischen Burger und muss sagen, der schmeckt sogar gut :) Früher belächelt und heute selber son Ding in der Hand... Ich ließ mir viel Zeit beim Essen, schaffte auch nur den halben Burger aber es war gut ! Nächsten Tag stand ich etwas angespannt auf der Waage, aber ich kann sagen... Es ging seitdem trotzdem noch weiter runter mit dem Gewicht, also keine Panik !


Ende Teil 8

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